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Fröhliches Frösteln

Ich kann mich jetzt schon kaum noch an dieses eigenartige Gefühl von gestern um etwa fünf Uhr morgens erinnern. Dann war es mir so neu, so ungewohnt, so ungewöhnlich vorgekommen. Jetzt schon gehört es wieder zum Reportoir. Seit zwei Wochen liege ich nachts auf meinem Lager, bestehend aus einem Futon und einem Kissen. Decken sind seit kürzlich nicht nur überflüssig, sogar hinderlich geworden bei dem Versuch in Seesternstellung keine Hautpartie in der Nähe einer anderen Hautpartie zu spüren; So, dass nicht einmal die glühende Aura und der Schweisfilm des eigenen Körpers dem eigenen Körper nahe kommt.

Häufig vergebens, dennoch auf dem Rücken liegend, ständig in der Hoffnung leicht zu schweben, sodass weniger Schweiß in den Futon einsinkt, nicht diese kleine, ständig wachsende Pfütze sich wie ein Leck unter meinen Lenden bildet.

Seit zwei Wochen bin ich ein Seestern. Und dann gestern das überraschende Gefühl. Ein leichtes Frösteln gegen fünf Uhr morgens. Zuerst kaum zuordenbar, was hat mich da sanft aber bestimmt aus dem Schlaf gezogen? Welche körperliche Sensation umspielt meine Sinne?

Vom Innenhof her tropft seit einer Woche die erste Briese durch den Vorhang herein. Die körperkühlende Funktion des Schweises feiert ihren Triumpf, weckt mich dafür sogar auf und sagt: Siehst du, Schwitzen kühlt eben doch.

Nach zwei längeren Regengüssen ist dieses leichte Frösteln wieder in den Fundus erwartbarer Sensationen übergegangen. Ich habe wieder eine leichte Sommerdecke bezogen und bin nicht mehr allein im Bett. Die Hitze lähmt nicht mehr. Das fröhliche Frösteln bringt Kontakte wieder. Haut an Decke. Haut an Haut. Das fröhliche Frösteln beendet die Einsamkeit.

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