M widersprach
Plötzlich stehen die Schlagzeilen einfach so in der Luft. FM lange, geraden Finger einfach so Trump und Djokovic beiseite gewischt. Nun wird in diesen Zeilen Politik aus der Sicht von Bauern und Arbeitern erzählt.
Der Mann aus Ruanda ist heute Stratege für die Deutsche Welle, den Auslandssender der Bundesregierung. Jetzt will er die Medien verändern, so dass sie nicht jeder politischen Finte auflaufen. Denn er hat es alles gesehen: Hunger, Völkermord und die Bedrohung des eigenen Lebens.
FM kommt 1981 in einem Flüchtlingslager in Uganda zur Welt. Sein Vater war als Tutsi aus Ruanda vertrieben worden. Bekannte zogen ihn auf, aber das Essen war knapp, manchmal Tage und Wochen, ohne etwas zu essen. Der Hunger ist nichts, keine Energie, keine Gedanken, kein Tun. M war benommen und taub. Nur eins wusste er: Er würde nicht sterben.
Noch in Uganda schloss sich M als 10-Jähriger Tutsi-Truppen an. Damals Normalität für Jungen, die nicht wissen was es bedeutet zu töten, die aber eine Waffe tragen wollen. Zur Invasion wurden die Kinder 1992 nach Ruanda gefahren, zu hunderten wie Hühner in Lastwägen gepfercht. FM weiß nur von drei Kameraden aus den Lastwägen, die drei Jahre später noch lebten.
Nach dem Krieg formte sich in seinem Kopf ein Gedanke, der ihn immer noch trägt: „Ich wollte wichtig sein. Ich wollte nicht umsonst sterben“. Er nennt es ein fantastisches Wunder der Entschlossenheit, dass er sein Mathematik-Studium abschloss. Nachts stand er dafür mit einem Gewehr an der Schulter vor dem Haus eines Geheimdienstoffiziers. Tags fuhren ihn die Beamten mit ihren dicken Autos zur Uni.
Der Fußball brachte M später zum Journalismus. Erst berichtete er über Sport, dann Menschenrechtsthemen und stieg schnell auf. Als Vorsitzender der Ruanda Media Company sollte er dann auf Geheiß Präsident Kagames die britische BBC abwickeln. M widersprach.
Der Sicherheitsapparat in Ruanda reagierte. Verhöre, ein erzwungenes Geständnis und M fürchtete um sein Leben. Später in Brüssel schickte Kagame noch einmal seine Häscher. Aber FM blieb Journalist.
Bei der Deutschen Welle will er Nachrichten aus der Sicht einfacher Leute zu erzählen. Aber für diese Bestimmung sterben, das will er nicht.