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Ungestört

Natürlich war es eine Auszeichnung von Bärbel ein Briefchen zu bekommen. Er war ja nicht der Hübscheste. Zugesteckt zwischen den Schulbänken, hin und her, bis Peter sie nach Hause bringen durfte. Aus der Schule raus und durch die Kleinstadt hindurch, an seinem Elternhaus vorbei und dann diese Stiege hoch, spazierten die beiden. Damals hieß das: Miteinander gehen.

Zum Zwischenstop saßen sie auf einer Bank, sie 14, er 14, unromantisch, ohne Weitblick, einfach nebeneinander. Denn verborgen sollte es sein.

Doch Peter war forsch, fragte, ob er sie nicht die Lateinvokabeln abfragen dürfe. Zuhause natürlich. Denn ungetört mussten sie sein. Blicke umher, ob da nicht jemand kommt und dann kurz, ein Kuss. Nur kurz. Ein Aufeinandertreffen zweier Münder. Denn was sollten die Leute denken.

Jetzt ist er 80 und Peter steht stramm, kugelrund und sein Schnurrbart formt seinem Schmunzeln einen wohligen Unterschlupf. Er sieht sich um und raunt: »Nicht, dass meine Frau von der Geschichte erfährt.«


Kommentar:

  • Starker Schluss, Pointe: Elegant mit Zitat aufhören
  • Gute Szenerie
  • Kürze bringts
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